Hello Kitty Seifenblasenpistolen als Waffe und LEGO als Volksverhetzer

star_wars_jabbas_palaceDas richtige und pädagogisch wertvollste Spielzeug für ein Kind zu finden ist keine leichte Aufgabe heutzutage. Zwei kuriose Beispiele aus den letzten Tagen, die ich heute vorstelle, zeigen deutlich, dass es für ein Kind einfach ist Spielzeug noch Spielzeug sein zu lassen. Für einen Erwachsenen ist das allerdings nicht mehr ganz so leicht.

In Amerika zum Beispiel wurde vor kurzem einem Mädchen im Kindergarten terroristische Absichten unterstellt. Es zeigte sich allerdings bald, dass die „Waffe“ in ihrem Besitz nur eine rosa Hello Kitty Seifenblasenpistole war und niemand jemals in Gefahr war. Sehr überraschend, wenn man bedenkt, dass das Mädchen doch schon fünf Jahre alt war. Sicherlich kann man die Frage danach stellen wie gut Hello Kitty und Pistolen harmonieren (selbst wenn es nur Seifenblasen schießt), allerdings ist das eigentliche Probleme doch viel eher der Umgang mit echten Waffen.

Ähnlich verheerendes Potential sah auch ein besorgter Vater aus Österreich in dem Weihnachtsgeschenk seiner Schwester an seinen Sohn. Die Dame hatte für ihren Neffen wahrscheinlich nur das Beste gewollt und einen LEGO Star Wars Bausatz besorgt, allerdings nicht irgendeinen sondern das Set „Jabba’s Palace„.
Der Vater war darüber ziemlich entsetzt und hat das Spielzeug umgehend konfisziert und umgetauscht. Allerdings war das noch nicht alles, denn er wandte sich zusätzlich noch an die Türkische Kulturgemeinde Österreich.

Und warum lest ihr nach dem Cut:

Der Vater und auch die Türkische Kulturgemeinde Österreich sehen nämlich in diesem Spielzeug „Pädagogischen Sprengstoff für Kinder„:

Die Türkische Kulturgemeinde in Österreich greift den dänischen Spielehersteller LEGO in Deutschland, Österreich und der Türkei wegen Verhetzung bzw. Volksverhetzung mit einer Sachverhaltsdarstellung an.

Der Bausatz hätte eine zu große Ähnlichkeit mit unter anderem der Hagia Sophia in Istanbul und eines Minaretts. Außerdem sei es laut der Türkischen Kulurgemeinde „[…] offensichtlich, dass für die Figur des hässlichen Bösewichts Jabba und die ganze Szenerie rassistische Vorurteile und gemeine Unterstellungen gegenüber den Orientalen und Asiaten als hinterlistige und kriminelle Persönlichkeiten (Sklavenhalter, Anführer von Verbrecherorganisationen, Terroristen, Verbrecher, Mörder, Menschenopferung) bedient wurden.

Dementsprechend fordert die Gemeinde LEGO auf nicht weiter auf die Produktion von Kriegsspielzeugen zu setzen, sondern pädagogisch wertvolleres Spielzeug für Kinder zu produzieren. Außerdem wird die Frage danach gestellt inwiefern sich LEGO überhaupt mit den verschiedenen Kulturen in Europa auseinandersetzt und ob bei der Spielzeugproduktion auch kulturelle und religiöse Aspekte miteinbezogen würden.

LEGO sieht das bislang allerdings ganz nüchtern und sagte dazu nur, dass es dem Original aus Star Wars „so realistisch wie möglich nachgebaut“ sei. Dementsprechend müsste man nicht LEGO sondern eigentlich Lucas Film oder auch jetzt Disney dazu befragen, was sie sich bei diesem Entwurf gedacht haben. „Jabbas Palace“ ist von George Lucas sicherlich irgendwo vom Orient inspiriert worden, ob bewusst oder unbewusst bedient er sich gängiger Topoi, die, wenn man sie losgelöst vom Star Wars Universum betrachtet, möglicherweise bei einem Erwachsenen zu falschen Schlussfolgerungen führen. Aber ist die implizite Diskriminierung, die man durchaus als Erwachsener darin finden kann, wirklich so eindeutig, dass man einem Kind sein Spielzeug deswegen wegnimmt?

Wie man aus diesen beiden Geschichten sehen kann ist es gar nicht so einfach heutzutage einfach Kind zu sein. Wenn Erwachsene ihre Ängste und Weltsichten in Kinderspielzeugen wie Hello Kitty-Pistolen und LEGO-Bausätzen widergespiegelt sehen, dann haben Kinder nicht mehr viel zu lachen.

(derStandard; Bild: masterbarkeep)