Frauen an die MINT-Fächer

Vorneweg sollte ich mich vielleicht kurz als Neuling bei Geeksisters vorstellen, aller Anfang ist schwer… Gesine hat mich dazu ermuntert, doch einfach etwas über mein Lieblingsgame zu erzählen: das allererste Computerspiel, das ich je gespielt habe, und gleichzeitig mein liebstes ist (natürlich) Day of the Tentacle. Allerdings muss ich zugeben, dass ich damit in der zweiten Klasse begonnen und es erst Jahre später zu einem Ende gebracht habe… Naja, der zweite Durchgang hat dann aber nur ein paar Stunden in Anspruch genommen. ;)

Zum Einstand möchte ich mich eigentlich gleich aufregen, das Thema ist mir einfach über den Weg gelaufen: im (noch altertümlich auf Papier gedruckten) Spiegel der letzten Woche erschien ein Artikel zum Thema junge Frauen und die sogenannten MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik), es ging darum, dass mit verschiedenen Maßnahmen versucht wird, Schülerinnen zu einem späteren Studium in einem technisch/naturwissenschaftlichen Bereich zu animieren (online auch hier).

Dagegen ist natürlich nichts einzuwenden, auch nichts gegen die vorgestellten Wissenschaftler und Ingenieure, die sich darum bemühen, die große Ungleichheit in diesen Bereichen abzubauen. Was mich aber wirklich geärgert hat ist die Tatsache, dass als typische und beliebte „Frauenberufswünsche“ wiederholt Nagelpflegerin, Floristin, dann auch Lehrerin genannt werden. Der Artikel transportiert Rollenklischees, die in der Realität längst überholt sind, denn die meisten Uniabsolventen sind weiblich – auch wenn sie größtenteils vielleicht nicht aus den MINT-Fächern, sondern aus anderen Bereichen wie den Geisteswissenschaften stammen. Natürlich gibt es auch dort viel Ungleichheit, zum Beispiel mit Blick auf Promovierende, Habilitierende und Lehrende. Dennoch ist ja nicht jede Nicht-Naturwissenschaftlerin dazu verdammt, (ohne Ausbildung) Nageldesignerin zu werden. Dann frage ich mich natürlich auch, was an einem Beruf wie Lehrerin, der ein Studium voraussetzt, verwerflich ist und inwiefern dieser mit Nageldesign gleichzusetzen ist? Und seit wann gibt es keine schlecht bezahlten Stellen, die tendenziell ohne Berufsausbildung ausgeübt werden und dabei Männern vorbehalten sind? Hier werden ganz verschiedene Voraussetzungen, u.a. hinsichtlich der Bildung, vermengt, um letzten Endes deutlich zu machen, dass nur ein MINT-Absolvent etwas Vernünftiges vorzuweisen hat. Weil nur MINT Wissenschaft ist.

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Natürlich ist es gut, wenn Mädchen für Naturwissenschaften und Ingenieursstudiengänge begeistert werden. Andererseits sollte dieses Ausgleich nicht einseitig stattfinden, immerhin fehlt es z.B. auch an männlichen Erziehern… Vielleicht ist das alte Problem einfach immer noch, dass klassische Frauenberufe miserabel bezahlt werden?

Zum letzten Satz, der von fiktiven Vorbildern aus einer MINT-Soap handelt, die Toaster reparieren können: ich würde behaupten, auch hier ist die Gleichberechtigung schon weiter, als der Artikel annimmt, denn tatsächlich können inzwischen auch die meisten Männer nicht ohne größere Probleme einen Toaster reparieren. :)