Cyber-Schikane gegen Tropes vs. Women – Traurig aber wahr

Vor kurzem wurde Anita Sarkeesian von Feminist Frequency Opfer von übelster Schikane im Internet, nachdem sie ankündigte eine Videoreihe über die Rolle der Frau in Videospielen zu drehen. In diesem Artikel versuche ich zu erklären, was genau dort vorgefallen ist und gebe noch ein paar weitere Beispiele von Hassattacken auf bekannte Frauen im Internet wie Felicia Day. Außerdem zeige ich, wie jede Frau auf ihre Art damit umgegangen ist.

Aber fangen wir am Anfang an:

Frau Sarkeesian hat auf ihrer Seite schon viele Videos und Artikel veröffentlicht, in denen sie über pop-kulturelle Phänomene in Bezug auf die Rolle und Darstellung der Frau spricht (z. B. LEGO & Gender). Darunter gab es auch eine Videoreihe namens „Tropes vs. Women“, die aus sechs Episoden bestand und sich mit wiederkehrenden Geschichten, Themen und Bildern von Frauen in Hollywoodfilmen und TV Shows beschäftigte.
Jüngst hatte Frau Sarkeesian ein neues Projekt auf der Seite (eine Seite, die kreative Menschen dabei unterstützt für ihre Projekte die nötige Finanzierung zu sammeln) veröffentlicht und bat dort um Spenden, um ihr Projekt in die Wege leiten zu können.
Das Thema des Projektes war die Erweiterung ihres „Tropes vs Women“ diesmal mit dem Schwerpunkt Video Games. In ihrem Video dazu sprach sie davon schlechte als auch gute Beispiele beleuchten zu wollen und in ihre Betrachtung mehrere hunderte Videospiele mit einbeziehen zu wollen.
Nun kann man von ihrem Projekt halten was man möchte, aber die Reaktionen auf ihr Ankündigungs-Video, die daraufhin entbrannten, sind fern von Gut und Böse!
Jetzt wird es unschön:
Zuallererst begann es mit einer Reihe von bösartigen Kommentaren zu ihrem Video auf YouTube. Sicherlich, YouTube ist nicht unbedingt dafür bekannt der Pool von geistiger Erleuchtung zu sein, aber diese Art von Kommentaren wünscht man keinem. Darunter fielen neben einer Reihe an sexistischen und rassistischen Bemerkungen auch die Androhung von Mord und Vergewaltigung. Einen Auszug daraus hat Frau Sarkeesian auf ihrer Seit veröffentlicht (siehe hier, nichts für zarte Gemüter!).

Aber das war erst der Gipfel des Eisberges. Der Eintrag über sie auf Wikipedia wurde mehr oder minder mit Vulgärsprache, Beleidigungen, Pornobildern und Pornoverlinkungen unkenntlich gemacht (siehe hier).
Außerdem versuchten eine Reihe von Unbekannten sie bei YouTube als Terroristin darzustellen, damit ihr Video gesperrt werden würde.

Ihre Geschichte ist kein Einzelfall. Auch Felicia Day hatte jüngst mit einem Ansturm von Hatern auf ihren YouTube Channel Geek & Sundry zu kämpfen, nachdem sie ein Musikvideo veröffentlichte mit dem Namen „“.
In den Kommentaren ging es Nieveautechnisch ähnlich drunter und drüber und man warf ihr vor allem vor, dass sie Schuld sei, dass die Games-Industrie den Bach runterginge. Frau Day, die bislang von solcherlei Hassattacken verschont geblieben war, konnte sich auf ihrem Blog dieses plötzliche Auftreten nur dadurch erklären, dass sie zum ersten mal das Wort „Gamer Girl“ in Bezug auf sich und ihre Rolle benutzt hatte. Natürlich sollte es eigentlich jedem, der sie sieht klar sein, dass sie ein „Girl“ ist und „Games“ spielt, aber das Wort schwarz auf weiß scheint nochmal eine ganz besondere Wirkung auf manche Menschen zu haben.
Die Lifestyle Bloggerin Xiaxue, die mit ihren kontroversen Blogeinträgen schon immer mehr Hater anzog, als manch andere, versuchte es mit einem ganz neuen Mittel, um gegen Hater vorzugehen. Auf Facebook hatten ein paar Männer sie und ihre Freundinnen mehrfach als Prostituierte bezeichnet und daraufhin rächte Xiaxue sich an den Männern, indem sie den Artikel „The Faces of Haters“ schrieb. Dort stellte sie alle frei zugänglichen Informationen und Fotos der betreffenden Männer online. Bei einer Leserzahl von mehreren 10.000 Leuten nicht grade eine Kleinigkeit.
Keiner der Männer entschuldigte sich bei ihr, alle waren von ihrer Tat entrüstet und verärgert.

Ich gebe Xiaxue in ihrem Tun nicht Recht und denke, dass es nicht der richtige Weg sein kann, selber ein Hater zu werden, aber ich kann ihre Beweggründe durchaus nachvollziehen.

Was Frauen im Internet täglich noch so an „Freundlichkeit“ entgegen gebracht wird, ist unter anderem auf diesen Seiten einzusehen Fat, Ugly or Slutty und Not in the Kitchen Anymore.

Natürlich werden auch Männer jeden Tag Opfer von Attacken im Internet, das sollte man nicht außer Acht lassen. Das Internet mit der Möglichkeit der anonymen Meinungsäußerung macht es vielen Menschen leicht andere zu beleidigen und ungestraft davonzukommen.
Es ist allerdings das Maß der Beleidigungen, dass mich an diesen konkreten Fällen so erschreckt. Eine Frau kündigt an irgendwann mal über Frauen in Videospielen zu reden und wird dafür auf so einem dreckigen Niveau angegangen, dass ich dafür kaum Worte finden kann.
Wenn man ihr Projekt nicht gut findet, dann könnte man es doch ignorieren, nichts dafür spenden  oder einen Kommentar abgeben warum man es nicht unterstützt, oder man macht Verbesserungsvorschläge. Egal welche Meinung man zu diesen Themen hat, ich hoffe wir sind uns alle in dem Punkt einig, dass niemand innerhalb und außerhalb des Internet so eine Behandlung verdient hat!

Die Frage ist warum passiert so etwas ausgerechnet bei diesem Thema? Frau Sarkeesian hat auch vorher schon viel über Frauen-Bilder gesprochen und auch Frau Day ist nicht erst seit gestern in der Szene aktiv.
Ist das Thema Frauen in Videospielen und Frauen UND Videospiele wirklich so haarig? Müssen wir uns wirklich so immens darum streiten wer jetzt schlimmer in Videospielen dargestellt wird, der Mann als Alphamännchen oder die Frau als Sexsymbol? Oder sind Videospiele ein für Frauen unantastbares Männer-Refugium, das keinerlei Kritik duldet?

(via The Mary Sue & )