Cosplayer Maja und Ben im Interview

© Samy

Zweiwunderschöne Zentauren in voller Pracht – © Samy W.

Heute haben wir etwas ganz besonderes für euch. Niemand der Bilder und Berichte von der diesjährigen Ringcon angesehen hat, ist um diese beiden herum gekommen. Die beiden wunderschönen Zentauren in schwarz und weiß. Maja und Ben sind Cosplayer aus Leidenschaft und haben ihr Hobby mit dem Defcon Unlimited Stuntteam zum Beruf gemacht. Ich habe die beiden einmal aus eigenem Interesse und natürlich für euch interviewt und ich freue mich, dass mir die beiden nun im Nachhinein noch sympathischer sind als zuvor.

Hallo Maja, Hallo Ben, könnt ihr euch unseren Lesern erst einmal kurz vorstellen? Maja: Hallo! Wir sind Ben und Maja, die Köpfe von Defcon Unlimited. Wir machen Kostüme jeder Art für uns selbst und auf Bestellung, am liebsten alles im Bereich Rüstung/Hardware. Mit diesen Kostümen lassen wir uns für Promotion und Walking Acts jeder Art buchen. Außerdem produzieren und choreographieren wir Stuntshows zu jedem gefragten Theme/Fandom. Abseits von Defcon Unlimited bin ich Studentin des Kommunikationsdesigns und Ben Stuntman im Show- und Filmbereich.

Wo und wie habt ihr euch denn kennen gelernt? Lasst mich raten, es hat etwas mit Cosplay zu tun? Maja: Haha, irgendwie schon aber nur indirekt. Kennengelernt haben wir uns auf der Ring*Con, der größten Fantasyconvention Europas. 2008 haben wir zum ersten Mal miteinander gesprochen, waren aber damals beide in festen Beziehungen und haben nur im stillen füreinander geschwärmt. Auf der Ring*Con 2010 habe ich mit meinen Freundinnen unter der Empore des Hauptsaals für eine Tanzperformance geübt. Ben trainierte auf der Empore für seine Stuntshow, die unter anderem einen Sprung von der Empore beinhaltete. Er sprang herunter und landete neben mir, ich erschrak mich tierisch und wir kamen wieder ins Gespräch. Dann folgten einige Nachrichten bei Facebook (Gott sei Dank, gibt es soziale Netzwerke), das erste Date und da war es um uns geschehen. :D

Diese Blicke *_* – ©Samy W.

Ben: Es hat also insofern etwas mit Cosplay zu tun, als das wir beide diese Cons immer dazu nutzten uns ein neues Kostüm zu bauen/nähen. Als ich Maja das erste Mal im Kostüm gesehen habe -sie war eine der drei Vampire Brides aus „Van Helsing“- bin ich sofort hin und habe ihr Komplimente dafür gemacht. Somit wurde der Kontakt auf jeden Fall auch dadurch geschürt! Letztendlich war es einfach toll, plötzlich eine Freundin zu haben, die genauso fasziniert vom Cosplay ist wie ich und genauso viel Leidenschaft hineinsteckt.

Maja, kürzlich hat Ben dir einen Antrag gemacht, der hat zwar nicht wirklich etwas mit Cosplay zu tun, aber Leser und Leserinnen der Geeksisters könnte das ganze trotzdem ziemlich beeindrucken. Erzähl doch mal! Maja: Es war einfach UNGLAUBLICH! Ich muss jetzt noch weinen wenn ich daran denke :D Es war Samstagabend auf der Ring*Con 2012, Ben und ich waren Jurymitglieder des Kostümwettbewerbs. Als wir uns nach dem Wettbewerb zur Beratung zurückziehen sollten, rief mich die Moderatorin wieder zurück auf die Bühne und meinte, ich solle mich mal nach unten in die erste Reihe setzen, denn das was jetzt kommen sollte, würde mir auf jeden Fall gefallen. Als ich dann unten saß, erschien auf der Leinwand „Ladies and Gentlman, this is RINGCON!“ Das C verschwand und es war „The perfect place to put a RING ON“ zu lesen. Ich wusste natürlich sofort was los war, da das Hochzeitsthema bei uns schon laaange geklärt war. Ben lief daraufhin mit 2 seiner Kumpels auf die Bühne und tanzte den Originaltanz von „All the single ladies“ von Beyonce. Natürlich bekleidet im schwarzen Glanzbody!

By Jörg Ossenbrüggen

Ben und 2 Kumpels performen „All the single ladies“ von Beyonce© Jörg Ossenbrüggen

Das Publikum hat sich totgelacht, es war unglaublich. Nach der Tanzperformance holte Ben mich auf die Bühne, erzählte einige unheimlich süße und witzige Anekdoten aus unserer Beziehung, um sich dann schlussendlich vor mich zu knien um mir die entscheidende Frage zu stellen. Er kramte in seinen Taschen herum, fand aber den Verlobungsring nicht. Also fragte er in den Raum, „Wir sind hier doch auf der Ringcon, da sollte es nicht soo schwierig sein, einen Ring zu bekommen. Hat jemand einen Ring für mich?“. Was dann passierte haute alle 3000 Menschen im Saal um. Während ich lachend in Bens Richtung schaute, erhob sich ein Raunen und plötzlich schrie das Publikum vor Begeisterung. Hinter mir war Sean Astin (Schauspieler von „Sam“ aus dem Herrn der Ringe) aufgetaucht, der sich zwischen uns stellte und den Ring an einer Kette baumelnd aus seiner Hand rutschen ließ. Meine Erinnerungen daran sind nur noch verschwommen. Ich bin ein riesiger Herr der Ringe Fan und es war einfach unbeschreiblich fantastisch, meinen Ring von einem der echten Ringträger gebracht zu bekommen! Der ganze Saal weinte vor Begeisterung, ich kann mich an einige Männertränen in der ersten Reihe erinnern.. Es war unglaublich, natürlich habe ich „Ja!“ gesagt. :D

Ben: Ihre genauen Worte waren „Aber sowas von!“ ;D

By Jörg Ossenbrüggen

Sean Astin bringt DEN Ring auf die Bühne – © Jörg Ossenbrüggen

(Kommentar von Sumi: Da muss ich ja von der bloßen Erzählung schon weinen!)

http://youtu.be/i0rUj5uHxFE

©Andreas Kinder

Was war bisher das teuerste Cosplay das ihr euch gebastelt, genäht und gebaut habt? Ben: Im Januar diesen Jahres haben wir für Electronic Arts den Anzug des „Commander Shepard“ aus Mass Effect 3 gebaut. Dann haben wir mit dem Anzug eine extrem coole Promotour durch die ganzen nordischen Staaten unternommen. Die enormen Kosten sind damals vorallem für das Abdrucksilikon entstanden, da wir ein spezielles Silikon benötigten, eines was auch Zahnärzte benutzen. Es ist sehr genau, was bei dem Shepard Anzug besonders wichtig war. Es ist ein technischer Kampfanzug, mit vielen Rüstungsteilen. Zum Glück habe ich im Laufe der Bauzeit eine Technik entwickelt, mit der nur sehr wenig Silikon für einen Abdruck benötigt wird. Diese Technik haben wir mittlerweile an Firmen wie Weta Workshop weitergegeben. Beim Bau ist vorallem aufgefallen, dass in der Entwicklung der Charaktere für Games zumeist nur über die Optik und das Design nachgedacht wird, nicht aber über Funktionalität und Tragekomfort. Ich musste einige Rüstungsteile anpassen – würde man den echten Commander Shepard aus dem Spiel holen, könnte der wahrscheinlich keinen Schritt laufen, geschweige denn kämpfen :D

Maja: Wir haben 7 Wochen beinahe Tag und Nacht an Shepard gebaut, die letzten 4 Tage komplett ohne Schlaf durchgearbeitet. Natürlich hat EA alle Kosten übernommen und uns enorm unterstützt. Aus eigener Tasche hätten wir das damals natürlich nicht tragen können ;)

© Marc Richter

Schon als ihr als Lara Croft und Wolverine auf der Fedcon unterwegs wart, geisterten überall Bilder von euch im Netz herum. Und auch mit euren Zentauren Kostümen sieht man euch nun überall. Findet ihr das irgendwie gruselig, oder genießt ihr es sogar? Maja: Naja, es gehört einfach dazu! Ich bin der Meinung, dass die meisten Cosplayer auch darauf aus sind, ein bisschen Ruhm für ihre Kostüme zu erhalten. Applaus ist ja der Lohn eines jeden Künstlers, das ist im Cosplaybereich wohl nicht anders. Es ist immer wieder toll, die gerechtfertigte Anerkennung für ein aufwändiges Kostüm zu bekommen. Außerdem hilft uns diese Popularitöt dabei, unsere Firma zu vergrößern, da wir ja nicht nur Kostüme machen, sondern auch Shows, Props, etc. Und mit einer großen „Fangemeinde“ kann man in diesen Bereichen schlichtweg mehr reißen!

Ben: Auf der anderen Seite kann man auch nicht leugnen, dass es mitunter (je nach Job) sehr anstrengend sein kann, als Walking Act gebucht zu sein. Ich erinnere mich an die Gamescom 2011, wir waren als Darth Maul und Darth Talon für EA unterwegs und standen sage und schreibe 2 Stunden auf einer Stelle, weil die Fotoanfragen nicht abflauen wollten. Trotz 4 Bodyguards die uns den Weg zurück zum Stand bahnten, dauerte es eine Ewigkeit, bis wir am Ziel ankamen. Schade ist eben, dass man je nach Veranstaltung auch auf Besucher trifft, die jeden Respekt vor Leuten im Kostüm verlieren. Ist Maja alleine unterwegs, wird sie schon öfter mal respektlos in den Arm genommen oder leicht begrapscht. Zum Glück bin ich meistens neben ihr, da macht das keiner ;D

(Kommentar von Sumi: Da wären sie ja auch ganz schön lebensmüde ;))

Wie lange habt ihr denn an den Zentauren Kostümen gebastelt? Maja: Da zu meinem Zentauren unheimlich viele kleine Details gehörten, die ich so schön wie möglich ausarbeiten wollte, habe ich schon im Frühsommer damit angefangen. Das Kostüm war seit langem mal wieder eines, was wir nur für uns gebaut haben, somit war die Zeit zunächst recht frei von Druck und Stress. Zwischendurch habe ich aber auch wochenlang andere Dinge gemacht, da immer irgendwas wichtigeres zu tun war. Anfang September haben wir dann mit dem Bau der Körper angefangen. Es lief soweit alles nach Plan.

Hier gibt’s noch mehr Bilder vom Prozess.

Ben: Bis wir dann merkten, dass wir den Termin der Ring*Con falsch im Kopf hatten. Somit hatten wir eine Woche weniger Zeit als eingerechnet. Und da ging dann natürlich der Stress los :) Die wirkliche Bauphase ging also ungefähr über 4 Wochen.

Was habt ihr denn neben Lara und Wolverin und denn beiden Zentauren denn sonst noch so im Doppelpack gecosplayt? Ben: Uuuh.. Die Liste ist für 2 Jahre schon recht lang: Darth Maul & Darth Talon (Star Wars) Prinz Zuko & Azula (Avatar – Herr der Elemente) Starkiller & Shaak Ti (Star Wars) Kick Ass & Hitgirl (Kick Ass) Commander Shepard & Tali’Zorah (Mass Effect) Zentaurenpaar

Maja: Aber noch länger ist die Wunschliste! :D Im Moment sind unter anderem Bane und Catwoman geplant.

©Michael Kunze

Eine Frage die mir persönlich auf den Nägeln brennt, seid ihr Fans der Serie Game of Thrones? Ich frage, weil ich mir euch beide super gut als Khal Drogo und Daenerys vorstellen kann. Die beiden werden im Moment zwar sehr oft gecosplayt, aber so ein richtig gutes Cosplaypaar habe ich dazu bisher noch nicht gesehen.

Ben: Das hören wir zum ersten Mal! Maja: Haha :D Natürlich wurden wir schon unzählige Male darauf angesprochen.. Ich finde Ben als Khal Drogo auch unheimlich passend. Mich selbst sehe ich in Daenerys nicht wirklich, ihr Gesicht ist zu süß, zu niedlich. Wir sind beide sehr sehr kritisch in der Auswahl unserer Kostüme. Wenn wir ein Kostüm aussuchen, muss es wirklich zu 98 % zu uns passen. Letztendlich haben wir beide keine einzige Folge der Serie gesehen, es fehlte immer die Zeit. Aber da wir schon so oft danach gefragt wurden, werden wir wohl zur nächsten Ring*Con mal in diese Rollen schlüpfen.. Ben: ..und eventuell auch eine größere Show mit dem Thema auf die Bühne bringen.

(Kommentar von Sumi: Ein Grund mehr nächstes Jahr endlich hinzukommen!)

Was war euer erstes Cosplay und könnt ihr wenn ihr dahin zurück schaut noch immer zufrieden sein? Ben: Mein erstes Cosplay war „The Crow“, es war vollkommen ungeplant und improvisiert. Aus dem Grunde, kann ich sagen, dass es okay war.

Maja: Mein erstes Kostüm war eine menschliche Version der „Marie“ aus Aristocats. Im Nachhinein gucke ich mir Fotos an und schwanke zwischen Zufriedenheit und dem Gefühl alles besser machen zu wollen.

Ben: Letztendlich ist das eine schwierige Frage für uns. Denn eine unserer „Defcon Mentalitäten“ ist „Fertig gibts nicht.“ – was für uns bedeutet, hätten wir unendlich viel Zeit um an einem speziellen Kostüm zu arbeiten, würde niemals der Punkt eintreten, an dem wir aufhören und sagen „Es ist fertig!“. Im Rückblick finden wir immer hunderte von Details die wir besser haben wollen würden, auch wenn andere das Kostüm als „perfekt“ bezeichnen.

Wie wählt ihr aus, wen ihr cosplayen wollt? Identifiziert ihr euch mit dem Charakter, wie intensiv beschäftigt ihr euch mit ihm, oder geht es nur um das Aussehen? Maja: Witzig, dass du das fragst, genau darüber hatten wir nämlich schon einige hitzige Diskussionen. Irgendwie fängt man natürlich mit dem Cosplay an, weil man Charaktere darstellen möchte, die einem von der Persönlichkeit oder der Rolle besonders gut gefallen. Bei uns ist diese Zeit seit längerem vorbei. Wir suchen immer nach neuen Herausforderungen, wählen Kostüme fast ausschließlich nach dem Optischen aus, meist recht unabhängig davon ob uns die Thematik dahinter wirklich interessiert. Die Mass Effect 3 Kostüme gehören auf jeden Fall zu unseren besten Arbeiten – das Spiel hatte jedoch bis vor 2 Monaten keiner von uns beiden auch nur angespielt..

Ben: Ich denke, dass diese Mentalität angefangen hat, als aus dem Hobby ein Beruf wurde. Letztendlich geht es dann darum, mit den Kostümen zu beeindrucken, also sucht man sich möglichst beeindruckende Kostüme. Bei unserem Zeitplan ist es jedoch unmöglich, sich mit allen Geschichten hinter der Figur zu beschäftigen. Andererseits hängen auch in unserem Schrank Kostüme, die aus purer Liebe zur Figur entstanden sind. Bei mir ist so eines zum Beispiel Darth Maul!

Ben als Wolverine – © Defcon Unlimited

Ist es euch wichtig, was für ein Rollenbild der Charakter vermittelt. Lara Croft ist ja z.B. eine sehr starke Frau, die aber auch viel Haut zeigt. Maja: Wie Ben gerade schon gesagt hat, es gibt natürlich auch bei uns einige Kostüme, die aus Liebe zur Figur und ihrer Rolle entstanden sind. Lara Croft ist einfach die ultimative Actionheldin, die ich glaube ich schon immer sein will ;D Manchmal, wenn ich trainieren gehe und auf dem Laufband keuche oder keine Hantel mehr hochkriege, stelle ich mir vor, ich wäre wie sie und müsse härter trainieren, damit ich weiterhin über Klippen springen und böse Tiger erlegen kann. Ganz schön verrückt aber auch enorm motivierend :D

Ben: Ich suche mir ja häufig die Bösewichte aus und natürlich gefällt mir dieses Rollenbild sehr. Wenn ich für Film und Fernsehen gebucht werde, stecken sie mich auch immer wieder in diese Rolle – irgendwie scheint es ja ein Teil von mir zu sein. ;)

Ben, bin ich sehr vorurteilsbehaftet, wenn ich mich gewundert habe einmal einen so muskulösen Cosplayer zu sehen? Ich kannte bisher nur relativ androgyne, männliche Cosplayer. Ben: Nein, ich denke du hast da durchaus etwas erkannt, was der Realität entspricht. Die meisten Männer haben schlichtweg andere Hobbies. Cosplay entsteht ja meistens aus einer Nähleidenschaft und es ist ja immernoch so, dass sich mehr Mädels mit solchen Dingen beschäftigen. Ich bin vielleicht auch einfach kein typischer „Mann“, ich hasse z.B. Fußball und alles was dazu gehört.

Maja: Und du kennst alle Namen von Pippi Langstrumpf.

Ben: :D Den meisten Männern, die auch auf ihr Äußeres achten und ihre Körper trainieren, geht es vorallem darum, besonders cool oder beeindruckend zu sein. Da ja in der Vergangenheit und auch immernoch die meisten Cosplayer als „Freaks“ bezeichnet werden, möchte man sich als cooler Typ natürlich nicht in solch eine Sparte einordnen lassen.

Maja: Die Mädels haben es da leichter. Machen sie ein sexy Cosplay, haben sie ganz schnell 50 neue Freundschaftsanfragen bei Facebook ;) Für sie ist es einfacher, nicht in die Freaksparte einsortiert zu werden als für die Männer.

Vielen Dank, dass ihr euch Zeit genommen habt. :) Maja: Gerne, immer wieder ;) Ben: Kein Problem!

Alle die bis hier hin gelesen haben, haben einen dicken Kuss verdient! Danke an Maya und Ben, alle Fotografen und wer jetzt noch Defcon Unlimited liked kommt sicher auch in den Geekhimmel. :P