Die Eiskönigin – Völlig fehlrepräsentiert

Seit Monaten feiert Disneys Frozen in den USA große Erfolge. Der von den Pixar-Studios unabhängige Animationsfilm schafft es trotz der Kinostarts langerwarteter Filme wie Der Hobbit oder The Wolf of Wall Street immer wieder unter die Top 5 der wöchentlichen Einspielergebnisse. Wer den Film gesehen hat weiß auch warum: Die an Hans Christian Andersens Kunstmärchen Die Schneekönigin angelehnte Geschichte um die Schwestern Elsa und Anna gemahnt bewusst an die Disney-Renaissance der 90er und gilt als bester Disneyfilm seit 15 Jahren. Und das absolut zu Recht. Wer seit Mulan auf einen Film mit großen Helden vor epischer Kulisse wartet und der Zeit nachtrauert, da die Figuren noch regelmäßig in Gesang ausbrachen, für den ist Frozen genau das richtige. Darüber hinaus werden all jene, die sich an unterbestimmten Frauenrollen in der Disneywelt stören, wenig zu beanstanden haben, während alle anderen sich einfach über nicht einen sondern gleich zwei Neuzugänge im Kreis der Disney-Prinzessinnen freuen können.

Dass die Begeisterung sich hierzulande eher in Grenzen hält und kaum jemand außerhalb der jüngeren Zielgruppe den Film gesehen hat scheint primär am verunglückten Marketing zu liegen, das ihn völlig unter Wert verkauft. Ich habe den Trailer dankenswerter Weise erst nach dem Kinobesuch gesehen und war erstaunt, wie wenig er mit dem Film zu tun hat. Er stellt weder die Protagonisten vor noch den Plot, stattdessen konzentriert er sich auf die Slapstick-Momente drolliger Nebencharaktere. Und kann bitte mal jemand damit aufhören, das Adjektivkonzept der Originaltitel zu ignorieren (Tangled, Brave, Frozen – I see what you did there, Disney) und darüber hinaus die Übersetzung mit witzig gemeinten Untertiteln („Neu verföhnt“ war schon unerträglich) zu versehen?

Also: Wer gerne Disneykino der alten Schule sehen möchte, das weit mehr ist als nur ein guter Kinderfilm, der ignoriere diesen Trailer vollkommen und mache sich auf den Weg ins Kino.