Gedanken zu den CeBIT Hostessen einen Tag nach dem Weltfrauentag.

Am Dienstag war ich auf der CeBIT.

Die CeBIT ist eine großartige Messe. Dort gibt es Unmengen an neuen Erfindungen, technischem Schnickschnack, Dingen, die die Welt nicht braucht (oder gerade deswegen ganz fürchterlich nötig hat) und – Hostessen.

Unter Hostessen versteht man in der Regel wenig bekleidete, auf Fms („Fick mich schnell“) Tussi getrimmte Frauen, die an Messeständen stehen und das vor allem männliche Publikum anlocken sollen, wenn es die eigenen präsentierten Produkte schon nicht tun. Sex sales, oder so ähnlich. Ist es eigentlich Zufall, dass mich das Wort „Hostesse“ stark an „hostage“ erinnert?

So wie die „armen“ Frauen da herumstehen, entmündigt, zum Objekt männlicher Begierde degradiert, ein Stück Fleisch in hübscher Verpackung, auf Anweisungen, was sie zu tun und zu lassen haben, wartend? Was geht ihnen wohl durch den Kopf, während sie den ganzen langen Tag auf Highheels herumstöckeln, für Photos posieren, Werbung verteilen? Wahrscheinlich „Stur lächeln und winken, stur lächeln und winken…“

Ok,niemand zwingt diese Frauen, diesen Job zu machen, ist schon klar, dass das freiwillig erfolgt. Aber ist es nicht irgendwie bizarr, dass wir immer noch in einer Gesellschaft leben, die das „Produkt Frau“ auf diese erniedrigende Art und Weise vermarktet?

Pearl wartete an seinem Stand sogar mit der amtierenden Miss Germany auf:

Miss Germany durfte im Gegensatz zu den meisten anderen Hostages, äh, Hostessen, zwar das Wort ergreifen, doch leider hatte sie nichts Gescheites zu sagen. Ich zitiere, was sie sinngemäß zu ihrem (männlichen) Kollegen sagte: „Äh ja, also das hat mit Technik zu tun, mach Du das mal lieber.“ ARGL. Wie kann man sich nur selbst so entmündigen? Wer bitte schön hat die Miss Germany gewählt? Ich jedenfalls wurde nicht gefragt. Aber es geht noch weiter, als Werbegeschenke verteilt wurden und man sich, um Interesse zu bekunden, melden musste, bemerkte Miss Germany zu einer jungen Dame, die ihre Hand erhob: „Oh, eine Frau, mhm, ja also, wir haben auch Ohrringe.“ Es ist ja eine Sache, wenn sie sich selbst zum Horst m8, aber muss sie das gleich auf ihr gesamtes Geschlecht ausweiten? :-(

Das erinnert mich stark an Malibu Stacy, die Barbie aus den Simpsons. In einer Folge gab es diese in einer Version als Aufziehpuppe, die sogar ein paar denkwürdige Sätze sprechen konnte à la: „Frag mich nicht, ich bin bloß ein Mädchen, hihihihihi.“

Lisa lies daraufhin eine eigene Aufziehpuppe entwickeln, die wirklich etwas zu sagen hatte – diese wurde aber nur von einem einzigen Mädchen gekauft. Man mag ja von den Simpsons denken was man will, aber diese Folge ist mir als besonders positiv und sozialkritisch in Erinnerung geblieben.

Zwar laufen auch nicht alle Hostessen auf der CeBIT halbnackt herum, aber ein mehr an Kleidung entpricht nicht einem gleichzeitigen mehr an Verantwortung. Trotz langer Hosen kam auch diese Dame nicht zur Wort, ihre einzige Aufgabe bestand darin, herumzustehen und hübsch auszusehen. Lächeln und winken, lächeln und winken…

Auch die Bundesdruckerei lies sich nicht lumpen und trat mit einem ganzen Konvolut an adrett zurechtgem8en, stummen Stewardessen auf den Plan. Uniformstil weckt ja bei vielen auch die eine oder andere Phantasie.

Und gestern war der Weltfrauentag… viele mögen denken, dieser Tag sei unnötig, übertrieben, geradezu lächerlich in Anbetr8 der Tatsache, dass wir in Deutschland zumindest auf dem Papier Gleichberechtigung und Gleichstellung haben – aber wie man (nicht nur auf der CeBIT) sehen kann, ist die Realität von dieser Wunsch-Fiktion noch weit entfernt.

So lange wir Frauen uns zum reinen Objekt herabwerten lassen (und ich denke, dass hierzu immer zwei gehören, einer, der abwertet und eine, die sich abwerten lässt!) kann von Gleichstellung (man verwechsle dies bitte nicht mit Gleichmachung!) nicht die Rede sein. Nach dem jetzigen Stand der Dinge haben wir wohl noch einen weiten Weg vor uns.

Ein Wort zum Schluss: Beim Promarkt in Rendsburg, wurde am Weltfrauentag jeder Dame, die das Geschäft betrat, ein kleines Geschenk in Form einer Blume überreicht. Eine Geste, die an sich ja ganz süß ist und mit Sicherheit eine gewisse Wertschätzung der Frau gegenüber zum Ausdruck bringen sollte, aber irgendwie ging der Schuss nach hinten los… denn diese Aktion wurde offensichtlich von einem Mann geplant, anders ist es nicht zu erklären, dass es sich bei den Blumen ausgerechnet um Stiefmütterchen handelte… Na danke aber auch.